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„Tropical Race" bedroht Bananenkulturen weltweit

Eine globale Kohlenhydratquelle steht auf dem Spiel

16.12.2015 - In den Obstabteilungen unserer Märkte sind Bananen ein fester Blickfang.

In den Obstabteilungen unserer Märkte sind Bananen ein fester Blickfang. Die Frucht, die auf Platz Zwei der Obst-Beliebtheitsskala der Deutschen rangiert, gehört botanisch zu den Beeren. Doch die eigentliche Bedeutung der Banane im Vergleich zu anderen Obstsorten ist viel gravierender: Bananen bilden für Millionen von Menschen vieler Länder die wichtigste Kohlenhydratquelle in ihrer Ernährung!

Die Produktionsmengen und die niedrigen Preise von Bananen entstehen nur dank hocheffizienter Plantagenbewirtschaftung: rund zwei Drittel des Verkaufspreises der Banane entfallen heute auf Kosten für Düngung und Pestizide. Diese Monokulturen sind besonders anfällig für Schädlinge, wie z. B. Rüsselkäfer oder Fadenwürmer, aber auch die Panamakrankheit.

Panamakrankheit

Die Panamakrankheit verursacht Fusarium oxysporum f. sp. cubense. Dieser Schlauchpilz befällt zuerst die Wurzeln der Bananenstaude und lässt in späteren Stadien die Blätter welken. Am Ende steht der vollständige Ernteausfall und der Verlust der Kulturpflanze: Im Verlauf des Befalls bildet die Pflanze keine Früchte mehr und stirbt schließlich ab.

Taxonomisch sind die verschiedenen Stämme von Fusarium oxysporum f. sp. cubense schwer zu klassifizieren und so behelfen sich Wissenschaftler mit der Wirtsspezifität und unterscheiden vier verschiedene tropische Rassen (TR1-TR4, tropical races). TR1 zum Beispiel vernichtete bis 1960 fast alle weltweiten Plantagen der ersten US-Exportbanane, der Sorte „Big Mike“ („Gros Michel“, „Großer Michel). Gegen TR1 war die „Cavendish“-Banane resistent.

Die „Cavendish“-Banane und TR4

Die Auslagen der Supermärkte dominieren heute zu über 99% die genetisch gleichen „Cavendish“-Bananen. Die Ahnen dieser Bananensorte gediehen in einem Gewächshaus des sechsten Herzogs von Devonshire: William George Spencer Cavendish (1790-1858). Er kultivierte schon in den 1830er Jahren chinesische Bananen auf seinem Anwesen Chatsworth House. Aus diesen Anfängen in Devonshire vermehrte sich die „Cavendish“-Banane.

TR4, ein neuer Stamm von Fusarium oxysporum f. sp. cubense, befiel erstmals 1990 in Taiwan die Plantagen der „Cavendish“-Banane. Seitdem erreichte TR4 Bananen-Kulturen in Südostasien, Australien, Ostafrika und im Nahen Osten.

Forschungsperspektiven

Mögliche Perspektiven aus dem Dilemma liegen in robusteren Kulturpflanzen. Sie sind ein vielversprechender Forschungsgegenstand. So entdeckten Prof. Dr. Andreas Bürkert und Mitarbeiter vom Fachgebiet Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in einer Oase des Sultanats Oman eine besonders robuste Bananensorte (Musa acuminata Umq-Bi‘r).

Nachkommen davon werden gegenwärtig am Max-Planck Institut für chemische Ökologie in Jena durch den Bioökologen Dr. Dirk Hölscher untersucht. Besonders interessant ist das PP-Gen, das für Phenylphenalenone codiert – natürliche Insektengifte. Doch solche botanischen Raritäten unter den Bananen sind für einen Exporterfolg mit den typischen Eigenschaften für Kultur, Transport, Lagerung, Reifung und Geschmack in den seltensten Fällen geeignet.

Die „Cavendish“-Banane mit ihrem für eine Exportbanane einmaligen Eigenschaftsprofil hat Grenzen für eine weitere Optimierung in biologischer und ethischer Hinsicht: Jede einzelne „Cavendish“, die weltweit wächst, stammt von einer einzigen Mutterstaude ab. Namhafte Forscher sehen hier die Methoden der konventionellen Züchtung ausgereizt. Vor allem durch gentechnische Methoden wäre nach heutigem Kenntnisstand die „Cavendish“-Banane mit neuen, robusteren Merkmalen auszustatten.

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