Verpackung und Kennzeichnung

Handhabbarkeit traditioneller und aktueller Schokoladenverpackungen an der Hochschule Fulda

Eine Studie des Fachbereichs Lebensmitteltechnik untersucht die Verpackungen von Schokoladentafeln nach CEN/TS 15945:2011

22.05.2018 - Das Angebot an Schokoladen auf dem aktuellen Markt ist sehr vielseitig.

Das Angebot an Schokoladen auf dem aktuellen Markt ist sehr vielseitig. Die Verpackungen unterscheiden sich nicht nur optisch voneinander, sondern auch in Bezug auf die erforderliche Herangehensweise beim Öffnen. Verbraucher nehmen viele Verpackungen von Alltagsprodukten kaum wahr. Beim Öffnen von Verpackungen stellt sich in manchen Fällen heraus, dass ein intuitives Öffnen nicht erfolgreich ist [1; 2], da vom Hersteller ein anderer Öffnungsweg vorgesehen wurde. 

Schon kleine Unterschiede in Design und Öffnungsweg einer Verpackung können große Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit haben. Im Nachfolgenden werden fünf Vollmilch-Schokoladen unterschiedlicher Hersteller im Hinblick auf die Handhabbarkeit und das leichte Öffnen der Verpackung untersucht.

Zielgruppenprüfung In der vorliegenden Studie wurden die Verpackungen von Schokoladentafeln nach CEN/TS 15945:2011 [3] untersucht. Die Untersuchungen wurden jeweils an 100 g Tafeln der Sorte Alpenmilch bzw. Alpenvollmilch durchgeführt. Vier der untersuchten Schokoladen sind als rechteckige, flache Tafel im Handel, eine Schokolade hat eine quadratische Form. Die Schokoladen von Milka, Ritter Sport und der Handelsmarken ja! und Gut & Günstig werden in Folienverpackungen angeboten, die an je einer Längsnaht und zwei Quersiegelnähten verschlossen sind, auf ihrer Rückseite befindet sich jeweils eine peelbare Längsnaht. Die Alpia Schokolade wird in einer zweiteiligen Verpackung angeboten. Der innere Teil ist eine Aluminiumfolie, die von bedrucktem Papier umschlossen wird.

Methode Die Zielgruppenprüfungen wurden gemäß der Vorgabe der technischen Spezifikation CEN/TS 15945:2011 [3] durchgeführt, die Kriterien und Bewertungsverfahren für das leichte Öffnen von Verbraucherverpackungen festlegt. Die Prüfungen wurden jeweils mit einer Gruppe von 20 zufällig ausgewählten Teilnehmern im Alter zwischen 65 bis 80 Jahren durchgeführt. Die Prüfteilnehmer führen nach Selbstaussage einen autonomen Lebensstil. Die Prüfung der Verpackungen fand in Restaurants und Cafeterien statt, wobei die Privatsphäre der Teilnehmer durch einen Sichtschutz sichergestellt wurde. Mit Erlaubnis der Prüfteilnehmer wurden die Handbewegungen während des Öffnungsvorgangs mittels Videoaufnahme dokumentiert. Anhand der Aufnahmen konnten die Abläufe des Öffnens nachvollzogen werden. Um Lerneffekte auszuschließen öffnete jeder Teilnehmer nur eine Marke der untersuchten Schokoladentafeln. Die Prüfung gemäß CEN/TS 15945:2011 [3] erfolgt in drei Schritten. Zunächst werden Effektivität und Effizienz des Öffnungsvorgangs erfasst und anschließend die Zufriedenheit mit dem Öffnungsvorgang anhand einer Symbolskala mit Werten von +2 (sehr gut) bis -2 (sehr schlecht) abgefragt. Eine Prüfung gilt als erfolgreich, wenn in der ersten Stufe ein Öffnen innerhalb von fünf Minuten als effektiv erfasst wird. Erfolgt in der zweiten Stufe eine Wiederholung der Öffnung und die Entnahme einer Portion innerhalb einer Minute sowie ggf. das folgende Wiederverschließen innerhalb insgesamt fünf Minuten, gilt der Prüfschritt als effizient. Außerdem muss die Zufriedenheit mit dem Öffnungsvorgang von allen Prüfteilnehmern mit mindestens „0“ (neutral) bewertet werden. Wenn eine Verpackung alle genannten Einschlusskriterien erfüllt, kann sie gemäß der Technischen Spezifikation als „leicht zu Öffnen“ bezeichnet werden.

Ergebnisse Praktisch allen Prüfteilnehmern waren die vorgelegten Verpackungen bekannt.  Der direkte Vergleich der Verpackungstypen hinsichtlich des Öffnens ergibt ein heterogenes Bild. Die Schokoladen der Hersteller Ritter Sport und Alpia konnten von allen Teilnehmern in beiden Prüfschritten geöffnet werden. Bei Milka brach eine Teilnehmerin den Öffnungsversuch im Prüfschritt Effektivität ab, ein weiterer Teilnehmer konnte den Prüfschritt Effizienz nicht innerhalb einer Minute abschließen. Beide Teilprüfungen sind nach CEN/TS als nicht erfolgreiche Öffnungsversuche zu bewerten [3]. Der Prüfteilnehmer versuchte, die Packung in der Mitte zu knicken. Aufgrund der unterschiedlichen strukturellen Beschaffenheit der Milka Verpackung im Vergleich zu Ritter Sport war der Öffnungsvorgang nicht erfolgreich. Bei der Ja-Schokolade brachen zwei Personen den Öffnungsversuch in der Teilprüfung Effektivität ab. Die Gut & Günstig Schokolade konnten sogar fünf Teilnehmende beim ersten Versuch nicht öffnen.  In der Teilprüfung Effektivität wurde die Ritter Sport Schokolade von auffällig vielen Prüfteilnehmern sehr schnell geöffnet. 7 von 20 Teilnehmern öffneten die Verpackung sogar in max. 5 Sekunden (Median: 9 s). Die Alpia Schokolade wurde hinsichtlich des Medians der Gesamt-Teilnehmer am schnellsten geöffnet (Median: 7 s). In größerem Abstand folgen die Milka Schokolade (Median: 21 s), die Ja Schokolade (Median: 22 s) und die Gut & Günstig Schokolade (Median: 42 s).  Die Öffnungszeiten von Ja- und Milka-Verpackungen sind vergleichbar. Zwei Prüfteilnehmer brachen den Öffnungsversuch der Ja-Schokolade ab. Ein Teilnehmer überschritt die Zeit in der Teilprüfung Effizienz. Die Milka Schokolade wurde von zwei Teilnehmern in weniger als zehn Sekunden geöffnet, eine Person brach den Öffnungsversuch ab. Fünf Teilnehmer der Gut & Günstig Versuchsprüfgruppe konnten die Verpackung beim ersten Versuch (Effektivität) nicht öffnen.  Fast alle Teilnehmer konnten die Verpackungen im Prüfschritt Effizienz schneller als beim Erstversuch öffnen. Das legt einen Lerneffekt nahe. Je ein Öffnungsversuch bei Milka und bei Ja-Schokolade dauerte länger als eine Minute und war daher gemäß CEN/TS 15945 als nicht erfolgreich zu bewerten.  Die Zufriedenheit der Teilnehmer beim Öffnen der untersuchten Verpackungen ist überwiegend positiv. Die geringe Zufriedenheit mit dem Öffnungsversuch der Gut & Günstig Verpackung war auffällig: nur fünf von 20 Teilnehmern bewerteten sie als neutral bis gut. Die Alpia Schokolade wurde von den Teilnehmern am besten bewertet, die Ritter Sport Verpackung wurde ähnlich gut bewertet. Zwei der untersuchten Schokoladenverpackungen können aufgrund der Untersuchungsergebnisse sogar als „leicht zu Öffnen“ im Sinne der CEN/TS 15945 bewertet werden (Abb. 3).

Diskussion Alle untersuchten Folienverpackungen haben peelbare Aufziehlaschen. Die Verpackungs­typen unterscheiden sich nur durch ihr Design. Die Alpia Schokolade ist als einziges Produkt in Aluminiumfolie und Papier eingeschlagen. Bei dem ersten Öffnungsdurchgang wurden die Öffnungshinweise nicht beachtet, die Teilnehmer handelten intuitiv. Anhand der sehr unterschiedlichen erforderlichen Öffnungszeiten und Bewertungen durch die Prüfteilnehmer wird der Einfluss des intuitiven Öffnens deutlich. Die Ritter Sport Verpackung kann zum einen durch peelen oder klassisch durchknicken der Schokoladentafel geöffnet werden. Dies führt anscheinend zu einer Verunsicherung der Verbraucher in Form eines negativen Lerneffekts. Die klassische Verpackung der Alpia Schokolade wird bei den Teilnehmern am besten wahrgenommen, vermutlich da sie intuitiv am besten zu öffnen war. Anhand der vorliegenden Ergebnisse konnte der Einfluss des Designs ähnlicher Verpackungstypen auf die Kundenzufriedenheit gezeigt werden. Bei Öffnungshinweisen ist es auch wichtig, dass diese schnell und leicht zu finden sind und wahrgenommen werden [4].

Literatur: [1] Leichtes Öffnen von Keksverpackungen – Zielgruppenprüfung nach CEN/TS 15945 zur Handhabbarkeit; Simone Sohnle, Myriam Braun-Münker, Felix Ecker (2016) LVT Lebensmittelindustrie; Ausgabe 11: 26‐29 [2] Leichtes Öffnen – Zielgruppenprüfung nach CEN/TS 15945 zur Handhabbarkeit unterschiedlicher Verpackungen mit gestapelter Wurst; Myriam Braun‐Münker, Annette Günther, Felix Ecker; Fleischwirtschaft (2015), Nr. 12, S.103‐105   [3] ONR CEN/TS 15945:2011 (2011); Verpackung – Leichtes Öffnen – Kriterien und Prüfverfahren für die Bewertung von Verbraucherverpackungen. Beuth-Verlag, Berlin 2011 [4] Von wegen einfach! Wie erklärungsbedürftige Verpackungen Patienten herausfordern; Myriam Braun‐Münker, Annette Günther, Felix Ecker, Deutsche Apothekerzeitung, 156. Jahrgang, Nr. 17, 28.04.2016, S. 30‐33      

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