Anlagenbau und Komponenten

Fristam: Tradition, Unternehmen, Standorte und Alleinstellungsmerkmale von Pumpen Know-how aus Hamburg-Bergedorf

Ein Interview mit Wolfgang Stamp und Joachim Fiedsch

19.02.2017 - Orangensaft, Marmelade und Mayonnnaise brauchen Bewegung in der Produktion und in der Abfüllung.

Orangensaft, Marmelade und Mayonnnaise brauchen Bewegung in der Produktion und in der Abfüllung. Fluide gelangen von A nach B, wobei „B“ auch ganz am Schluss des Prozesses für eine hygienische Flasche, ein Glas oder eine Tube stehen kann. Hier finden Pumpen ihr breites Aufgabengebiet. Und einer der weltweit bekanntesten Hersteller hochwertiger Edelstahlpumpen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, die Fristam Pumpen KG, hat ihren Sitz in Hamburg-Bergedorf.

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis 1909 zurück: Damals produzierte der Gründer Friederich Stamp Käsewannen und Kühlanlagen für Molkereien. 1931 fertigte das Unternehmen die erste Fristam Pumpe aus reinem Edelstahl. Noch heute gestalten die Urenkel des Gründers den unternehmerischen Erfolg: LVT LEBENSMITTEL Industrie sprach mit dem Geschäftsführer Wolfgang Stamp und dem Technischen Leiter Joachim Friedsch. Die Fragen stellte Dr. Jürgen Kreuzig.

LVT: Herr Stamp, wie würden Sie den zurückgelegten Weg von Fristam im Pumpenmarkt beschreiben? Wo steht Ihr Unternehmen heute und welche Herausforderungen und Perspektiven sehen Sie?

W. Stamp: Es gibt einen bekannten Slogan, den ich hier mal für uns abwandle: Hamburg ist unsere Heimat, die Welt unser Zuhause. Fristam Pumpen kann auf eine über einhundertjährige Tradition zurückblicken und hat sich von kleinen handwerklichen Anfängen zu einem der weltweit größten Hersteller hygienischer Pumpen mit einem Jahresumsatz von annähernd 90 Millionen Euro entwickelt. Dabei liegt unser Hauptfokus nach wie vor auf Förderaufgaben in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Heute arbeiten etwa 300 Menschen auf vier Kontinenten mit uns zusammen. Und auch mit dieser verzweigten Organisation sind wir unserer Philosophie immer treu geblieben: durch Qualität, Flexibilität und Innovationen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Dieser Dreiklang aus Kundennähe, Produkt- und Servicequalität sowie Prozess- und Lösungskompetenz lässt uns zuversichtlich in die nächsten Jahre blicken.

LVT: Wo befinden sich Ihre Produktionsstandorte und welcher Anteil der von Fristam weltweit verkauften Produkte wird heute in Deutschland produziert?

W. Stamp: Wir unterhalten Produktions- und Montagestandorte in Hamburg, den USA, Indien und China sowie Vertriebsbüros weltweit und Servicestandorte in der Nähe unserer Kunden. Das Herz des Unternehmens schlägt in Hamburg, dem größten Produktionsstandort von Fristam. Hier sind auch alle wesentlichen Führungsfunktionen angesiedelt. Der U.S.-Standort in Madison, Wisconsin, hat sich über 30 Jahre ebenfalls zu einer tragenden Säule von Fristam entwickelt. Die Standbeine in Asien werden permanent weiter ausgebaut, um auch in diesem Teil der Welt mit eigenen Tochterunternehmen und lokaler Wertschöpfung den Marktanforderungen zu begegnen und am Wachstum teilzuhaben.

LVT: Finden Sie den qualifizierten Nachwuchs, den Sie für die Produktion, die Verwaltung, den Vertrieb und F&E benötigen?

W. Stamp: Wir bilden in Deutschland jedes Jahr sowohl in kaufmännischen als auch gewerblichen Berufen selbst aus, so dass wir unsere offenen Stellen in der Regel aus den eigenen Reihen besetzen können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden ist, geeignete Kandidaten/innen für die anspruchsvolle Ausbildung in unserem Hause zu finden. Ich möchte an dieser Stelle ganz generell eine Lanze für Ausbildungsberufe brechen. Die Berufsbilder sind vielfältig, es bestehen äußerst interessante Aufstiegschancen und die Bezahlung ist attraktiv. Wir kooperieren zudem mit der Nordakademie im Bereich duales Studium.

LVT: Wie lange sind Fristam–Mitarbeiter im Durchschnitt bei Ihrem Unternehmen beschäftigt?

W. Stamp: Die Fluktuation in unserem Unternehmen ist sehr gering. Viele Kolleginnen und Kollegen sind bereits seit Jahrzehnten bei Fristam beschäftigt. Wir beteiligen alle Gehaltsgruppen (tarifliche und außertarifliche) am Unternehmenserfolg und arbeiten kontinuierlich daran, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur ein Beispiel: wir arbeiten die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester über das Jahr hin vor, so dass für diese Zeit keine regulären Urlaubstage genommen werden müssen. Flexible Arbeitszeitmodelle in Form von Arbeitszeitkonten, Gleitzeitregelungen, Teilzeitverträgen und arbeitnehmerfreundliche Regelungen im Krankheitsfalle runden das Paket ab.

LVT: Was zeichnet das Fristam-Team aus?

W. Stamp: Einige Aspekte habe ich ja bereits angesprochen. Lange Unternehmenszugehörigkeit und hervorragendes pumpen- und prozesstechnisches Know-how, das bei Bedarf in interdisziplinären Teams aus der gesamten Fristam-Organisation und mit Kunden gebündelt wird, bilden die Grundpfeiler unserer erfolgreichen Arbeit. Wir sind stolz darauf, ausgewiesene Branchenexperten aus unseren Schlüsselindustrien schon lange Zeit beisammen zu haben. Unsere Vertriebsingenieure im Innen- und Außendienst etwa sind Braumeister, Molkereitechniker, kommen aus der Lebensmittelverarbeitung und haben Erfahrung in der Herstellung pharmazeutischer oder kosmetischer Produkte. Das ist eminent wichtig, um über Prozesse und optimale Pumpenauslegung auf Augenhöhe mit Anlagenbauern und Endkunden zu diskutieren. Edelstahl-Pumpen aus Hamburg-Bergedorf sind langlebige Investitionsgüter, die über Jahrzehnte ihren Dienst tun.

LVT: Wie „umrüstfreudig“ erleben Sie Ihre Kunden, wenn eine modernere Pumpe den Betreibern dabei hilft, nachhaltig ihre Betriebskosten zu senken?

W. Stamp: Ich möchte nicht über die Motive unserer Kunden spekulieren. Natürlich sind Pumpen Investitionsgüter, die lange zuverlässig ihren Dienst tun. Aber das bedeutet doch nicht, dass sie immer solange in Betrieb bleiben, bis sie total verschlissen sind. Das widerspricht doch jeder unternehmerischen und betriebswirtschaftlichen Logik. Anschaffungskosten sind ja nur ein kleiner Teil der relevanten Kosten. Das viel wesentlichere Kriterium bei der Investition sind doch die Betriebs- und Wartungskosten über die Lebensdauer bzw. Betriebsdauer einer Pumpe. Und hier arbeiten wir permanent daran, neue Ideen umzusetzen, unsere Fristam Pumpen vor allem im Hinblick auf Wirkungsgrad und Energieeffizienz zu optimieren und für den jeweiligen Einsatzfall optimal auszulegen.

LVT: Wie erleben Sie die Situation an den Rohstoffmärkten? Welche „Philosophien“ verfolgen Sie bei Zulieferern, Entwicklung und in der Fertigung?

W. Stamp: Zur Beantwortung dieser Frage komme ich gerne noch einmal auf das eingangs bereits erwähnte Thema Qualität zu sprechen. Qualität ist für Fristam ein Imperativ. Wir produzieren hochwertige Edelstahlpumpen, so dass unsere Partner mit diesem Werkstoff umgehen können und sich entsprechend qualifizieren müssen. Unsere eigene Wertschöpfungstiefe liegt bei etwa 60 Prozent. Die gesamte Fristam-interne Prozesskette von Entwicklung, Beschaffung, Teileproduktion, Montage und abschließender Funktionsprüfung sind Garant für höchste Qualität und größtmögliche Prozesssicherheit für unsere Kunden.

LVT: Herr Friedsch, welche Rolle spielt die Materialauwahl für Qualität und Produktion bei Fristam?

J. Friedsch: Eine sehr große, versteht sich. Bedingt durch die vielfältigen Einsatzbereiche unserer Pumpen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sind wir natürlich an die geltenden gesetzlichen Regelungen gebunden. Diese hier im Detail anzuführen sprengt den Rahmen. Selbstverständlich spielt das Thema Hygienic Design in der Konstruktion unserer Fristam-Pumpen eine zentrale Rolle. Eine Lebensmittelpumpe ist in der Regel aus hochwertigem Edelstahl der Güte 316 L gefertigt. In Bezug auf die verwendeten Dichtungen dürfen sowohl O-Ringe als auch Gleitringdichtungen keine Risikostellen beim CIPen oder Sterilisieren sein. Letztlich richtet sich die Materialauswahl natürlich nach dem konkreten Einsatzbereich der Pumpen. Unsere Kunden erwarten von uns, dass wir effizient und rückstandslos zu reinigende Förderaggregate liefern.

LVT: Welche Herausforderungen erleben Sie bei Produktneuentwicklungen für Ihre Kunden? Gibt es dafür ein beispielhaftes Projekt?

J. Friedsch: Erlauben Sie mir, die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf ein entscheidendes Fristam- Alleinstellungsmerkmal zu richten, dass uns auch immer wieder im Projektgeschäft zugutekommt. Fristam ist der weltweit einzige Pumpenhersteller, der ein komplettes Produktspektrum im Bereich berührungslos laufender hygienischer Pumpen anbietet. Das umfasst normalsaugende, selbstansaugende und Hochdruck-Kreiselpumpen. Zudem haben wir unser Angebot an bewährten Dreh- und Kreiskolbenpumpen in 2016 mit der Markteinführung der Doppelschraubenbaureihe Fristam FDS abgerundet. Die Breite unseres Pumpenspektrums ermöglicht uns, für jeden Einzelfall unter Abwägung aller relevanten Prozessparametern und kaufmännischen Rahmenbedingungen, die optimale Förderlösung anzubieten. Das ist einzigartig auf dem Markt.

LVT: In welchen Subbranchen der Lebensmittelindustrie haben sich Fristam Pulvermischer praktisch bewährt und wo liegen deren Vorteile?

J. Friedsch: Die Pulvermischer und Shearpumps sind unser „zweites“ Standbein. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo möglichst homogene Mischungen aus Flüssigkeiten und Pulvern hergestellt werden müssen. In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie werden z. B. Zucker, Dextrose, Kakaopulver, Milchpulver, Stärke oder Bindemittel häufig in Pulverform verarbeitet. Hervorragend bewährt hat sich die Kombination aus einer selbstansaugenden Kreiselpumpe und einer Shearpump z. B. bei der Herstellung von Energy Drinks. Die pulvrigen Inhaltsstoffe werden über einen Zuführtrichter in den flüssigen Produktstrom eingesaugt und mit Hilfe der Shearpump homogenisiert. Ein anderer Kunde nutzt Pulvermischer, um Bindemittel in Milchshakes einzuarbeiten. Ursprünglich wurde die Milchmix-Vorlage erhitzt, um ein Verklumpen bei Zugabe des Bindemittels zu verhindern. Mithilfe unseres Pulvermischers erreicht der Kunde eine absolut homogene Mischung mit kalter Milch in kürzerer Zeit – ein wichtiger Pluspunkt.

LVT: Im April 2016 hat Ihr Unternehmen die Fristam FDS im Markt eingeführt. Welche Vorteile bietet das neue Förderaggregat mit Doppelschraubentechnik seinen Anwendern und wie hat der Markt bisher auf die neue Fristam FDS reagiert?

J. Friedsch: Die Resonanz auf die FDS ist hervorragend. Wir haben bereits einige hundert Pumpen für unterschiedliche Anwendungen verkauft und freuen uns über diesen Erfolg. Bei der Entwicklung der FDS Pumpen lag unser Fokus auf einer einfachen, robusten und wartungsarmen Konstruktion, die unsere Ingenieure mit großzügig dimensionierten Lagern mit einem großen Lagerabstand für ruhigen Lauf und wenig Verschleiß, einer massiven Welle mit Verstärkungen im Bereich der kritischen Durchmesser, um maximale Steifigkeit zu gewährleisten, dem einfachen Austausch der Gleitringdichtungen und leichter Reinigung umgesetzt haben. Das Prinzip der Doppelschraubentechnik ermöglicht es, die Pumpe zum Produkttransport und zur Förderung der Reinigungsmedien einzusetzen. Das macht zusätzliche Armaturen und Bypass-Leitungen überflüssig und spart Geld.

LVT: Welche Neuheiten von Fristam dürfen die LVT-Leser 2017 erwarten?

J. Friedsch: Wir arbeiten natürlich kontinuierlich an Produktweiterentwicklungen und auch an der Verwirklichung neuer Ideen. Ein wesentliches Projekt in 2017 wird sicher das komplette weltweite Ausrollen der Doppelschraubenpumpe sein. Das geht nicht von heute auf morgen. Außerdem arbeiten wir an der Weiterentwicklung unserer Drehkolbenpumpen der Baureihe FL, die wir zur drinktec im September präsentieren werden. Und auch im Bereich Mischen und Homogenisieren dürfen sich die Messebesucher auf Neuheiten freuen.

LVT: Vielen Dank meine Herren, für das interessante Gespräch.

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Fristam Pumpen

Kur-A-Körber-Chaussee 55
21033 Hamburg

+49 40/ 2556 0

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